UMBAU
WOHNHAUS TRABERT, Linz
OÖNachrichten ArchitekTour", 19.September 2003
Mit profunder Kenntnis des Handwerks", von Romana Ring
Es war zu seiner Zeit - 1937 - eines der ersten Häuser auf dem Berg und
schon damals keine Speerspitze der Avantgarde. Ganz unähnlich etwa der
nahen Villa Rosenbauer, mit der Lois Welzenbacher schon 1929 eine bis
heute gültige Ikone der Moderne geschaffen hat, hält sich das kleine Haus
an der Hohen Straße in Linz an das, was man gemeinhin unter "Tradition"
versteht. Auf sehr glaubwürdige, weil sichtlich aus dem Fundus eigenen
Wissens und Wollens schöpfende Weise. Aus mittlerweile fast schwarz gedunkeltem
Holz errichtet, erhebt es sich eingeschossig auf einem Sockel aus Natursteinen
über dem steil abfallenden Hang. Unter dem orthogonal zur Straße ausgerichteten
Satteldach haben noch einige kleine Räume Platz gefunden, die zum Zentrum
einer umfassenden Sanierung des Hauses werden sollten. Der Architekt Gerhard
Fischill aus Puchenau hat sich des Dachraumes angenommen und dessen Adaptierung
an modernen Wohnkomfort mit einer neuen Deutung des gesamten Gebäudes
verknüpft. Seine Interpretation hält sich allerdings eng an das Original,
ohne auf eine diskrete Dokumentation der technischen und gestalterischen
Veränderungen im Laufe seiner Geschichte zu verzichten. So lebt das ursprüngliche
Farbkonzept vom Kontrast des dunklen Holzes zum roten Dach, der mit dem
blitzenden Blau der Fenstersprossen, dem Rot der Fensterrahmen und dem
Gelbton der Klappläden beträchtlich aufgefrischt wurde. Der gelbe Holzton
wird jetzt von den Rahmen und Stöcken der neuen Fenster übernommen, die
Sohlbänke erstrahlen blau und die Fensterläden rot. Es sind Schiebeläden,
die mit ihren Führungsbalken die Fassade um ein zusätzliches gliederndes
Element bereichern. Der Eingriff im Dachgeschoss wird straßenseitig lediglich
durch einen Lichtbrunnen sichtbar, der mit seinem Volumen und der Verkleidung
mit grauen Schindeln den Typus des Kamines verkörpert und somit die Fläche
des Daches nicht zerstört. Auf der Gartenseite wendet sich das Haus nun
mit einer großzügigen Glaskonstruktion dem Panorama zu. Das zarte Edelstahlgeländer
des davor liegenden Holzbalkons und die auf ein Minimum reduzierten Profile
der Balkontüre wie der scheinbar schwellenlose Übergang des Zimmerbodens
ins Freie verstärken den Zusammenhang zwischen Gebäude und Landschaftsraum.
Der hinter dem Balkon liegende Schlaf- und Wohnraum ist zur Gänze in Lärchenholz
gefasst. Ein Einbauschrank über seine gesamte Tiefe egalisiert die in
Dachräumen oft anzutreffende Unregelmäßigkeit des Grundrisses. In ihrer
liebevoll-präzisen Ausarbeitung führt die hier verwirklichte Detailarbeit
fort, was in den erhaltenen Teilen der historischen Einrichtung wie beispielsweise
der alten Küche noch zu spüren ist. Auch der zweite Raum des Dachgeschosses,
das in die Helligkeit des straßenseitigen Lichtbrunnens getauchte Bad
aus Naturstein und Holz ist vom gleichen Geist inspiriert: von profunder
Kenntnis des Handwerkes und der Liebe zum Material.
ARCHITEKT
DI GERHARD FISCHILL |
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