WOHNHAUS
FRIEDL, Feldkirchen/Donau
Der Standard, 10./11. Februar 2007
Ein Haus für Omi und Taxi", von Isabella Marboe
Architekt Gerhard Fischill plante seiner Baufrau ein ebenerdiges
Haus für ihren
Lebensabend. Lapidar wie ein Geräteschuppen steht das niedere Holzhaus
mit
Garage und Flachdach vor den Feldern und ist in seiner plastisch strukturierten
Strenge doch etwas Besonderes.
Das Büro von Architekt Gerhard Fischill befindet sich in
Roland Rainers Gartenstadt
Puchenau bei Linz, einer Ikone des verdichteten Flachbaus. Puchenau besteht
aus weißen,
klaren Gebäuden, die mit ausgewogenen Proportionen, Sichtbezügen
sowie inneren und
äußeren Wegen einen nachhaltigen Beitrag zum Thema Wohnen leisten.
Fischills Ortswahl
ist ein Eingeständnis an eine Form, die aus Inhalten resultiert.
Seinen ersten Auftrag erbte der Architekt von seinem Kollegen Josef Schütz:
ein großes
Haus für eine Arztfamilie mit vier Kindern. Fein abgestimmt auf die
Firste der umgebenden
Bauernhöfe setzte er mitten ins oberösterreichische Dorf ein
langes, sattelbedachtes Haus
samt Galerie. Mit Terrasse, Garage, Schuppen und Badehaus bildet es ein
kleines
Ensemble, das sich um mehrere Gartenhöfe gruppiert.
Als der Großvater starb, zog die Großmutter ins Gästeappartement
mit eigenem Bad und
einem Fensterband am Lichtschacht, durch den abstrakte Helligkeit dringt.
„Sie wollte ihr
Leben nicht in meinem Keller beenden, aber dennoch in unserer Nähe
bleiben“, erklärt die
Tochter. Sechs Jahre dauerte das Provisorium. In der Zwischenzeit fand
man Freunde,
setzte diverse Kürbissorten an und entdeckte die Laufstrecke an der
Donau für sich.
Ende eines Ensembles
Schließlich wurde das kleine Stück Grund am Gartenende
erworben, die Großmutter wurde
Baufrau ihres Hauses für den Lebensabend. Damit setzte Architekt
Fischill den
Schlussakkord seiner familiären Gebäudepartitur: Als feine Schließe
fasst der lange, niedere
Baukörper den Garten.
„Ich bin ja das Taxi für die Kinder und wollte unbedingt eine
Garage, von der man direkt ins
Haus kann“, sagt die Baufrau, „außerdem gehe ich oft
laufen – eine Sauna erholt dann
wunderbar.“ Abgesehen davon braucht es zum Leben nicht viel: ein
blickgeschütztes Bad,
einen großen, offenen Wohnraum mit funktionaler Küche und Kamin,
Platz für
nächtigungswillige Enkel und ein eigenes, abtrennbares Schlafzimmer.
Wie ein feiner Stadel liegt das Haus an der Straße. Gleich daneben
breitet sich ein Maisfeld
in der weiten Ebene des Eferdinger Beckens aus. Ein Fundament, acht Säulen
und die
Decke bilden die tragenden Basisbausteine. Die Wand mitsamt ihren Öffnungen
ist als Hülle
und Haut ein wesentliches Gestaltungselement des Wohnens. Sie besteht
aus einer
Pfosten-Riegelkonstruktion; ihr Raster von exakt 62,5 Zentimetern ergibt
sich aus dem
marktüblichen Plattenmaß. Gemeinsam mit den Deckleisten der
Verglasung bildet die
Lärchenschalung eine rhythmische Struktur.
Schützend wickeln sich die geschlossenen Holzwände um den hellen
Wohnraum, der sich
großzügig verglast zur Terrasse hin öffnet. Als eigener,
niederer Holzbaukörper buchten sich
die Räume zur Pflege der Bade- und Saunakultur aus der Straßenfassade
aus. Dahinter
liegt der Eingang an der abschließenden Garage aus Sichtbeton, die
gleichzeitig ein
Geräteschuppen mit Zugang zu Garten und Wohnen ist.
Möbel aus einem Guss
Kein altes Möbel kam mit ins neue Haus, Architekt Gerhard
Fischill plante alle integrativen
und raumteilenden Wandschränke sowie das Küchen-, Bade- und
Schlafzimmerinterieur
gleich mit. Schrankwände aus weiß lackierten Holztafeln teilen
die Garderobe von der
Lesenische am Kamin, durch ein Innenfenster sieht man ins Bad hinein.
Dezent lehnt sich
die Bank an den frei stehenden Herdblock am großen Nussholztisch
und variiert sehr dezent
die ortstypische Sitzecke.
Hinterm Schrankrücken mit Schiebetür schläft die Baufrau,
beim Erwachen sieht sie direkt
aufs Badehaus. Entgrenzend und schattenspendend ragt das Flachdach über
die Terrasse
mit dem puristischen Granderbecken aus Sichtbeton. Es sammelt den Regen
für die
Gemüsebeete, die im Hof angelegt wurden. Eine russische Weidenart,
die wie eine Olive
aussieht, verbreitet Toskana-Gefühl.
ARCHITEKT
DI GERHARD FISCHILL |
TOBERSBERGERWEG 6
4040 LINZ, AUSTRIA |
T/F +43 732 22 13 38
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